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Winterfutterplatz für Vögel einrichten
Mal ganz abgesehen davon das unsere heimischen Vögel grundsätzlich das ganze Jahr artgerecht gefüttert werden sollten, ist die Einrichtung eines Winterfutterplatzes besonders interessant.
Durch die Kälte finden sich auch seltene Arten ein, um den Energiebedarf des Tages abzudecken.
Vogelfotografie am Winterfutterplatz
Im Winter hat man gute Chancen auch seltene Arten vor die Linse zu bekommen. Zum einen sind die Bäume ohne Laub, was eine gute Sicht ermöglicht und zum anderen haben es die Vögel im Winter schwer und legen für Futter auch schon mal ihre Scheu gegenüber Menschen ab.
Je nach Standort des Futterplatzes lassen sich unterschiedliche Arten fotografiere. Die am häufigsten anzutreffenden Arten sind wohl diverse Meisen, Rotkehlchen, Sperlinge, Amsel, Finken und noch viele mehr.
Der ideale Standort, wenn er nicht im Garten sein kann, sollte abseits von Wegen sein, damit man beim Fotografieren nicht von Spaziergängern gestört wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Licht. Wer im dunklen Wald einen Futterplatz einrichtet, hat meist nur die Möglichkeit mit sehr hohen ISO Werten zu fotografieren, was dann aber wieder zu Lasten der Bildqualität geht. Falls sich wer im Sommer schon einen Platz aussuchen möchte, sollte den niedrigen Sonnenstand im Winter berücksichtigen. Oft kommt die Sonne im Dezember/Januar nicht über die Baumwipfel von eventuell nahe gelegenen, höheren Bäumen. Auch wenn die Bäume kein Laub tragen und das Licht durchlassen, kostet einen das meist 2-3 Blenden. Dies kann schon über Schärfe und Unschärfe entscheiden, besonders bei den etwas flinkeren Arten wie zum Beispiel Meisen.
Grundsätzlich sollte man sich vorher informieren wem das Grundstück/Waldstück gehört und eine Erlaubnis des Besitzers einholen. Oft sind es auch öffentliche Grundstücke, wie zum Beispiel Waldparkplätze oder Feldwege. In diesem Fall kann man auch bei der jeweilig zuständigen Gemeinde nachfragen.
Wie sollte ein fotografisch interessanter Futterplatz aussehen?
Der Platz sollte einigermaßen wettergeschützt sein und um den Futterplatz herum sollten möglichst viele kleine Büsche/Bäume mit Ästen vorhanden sein. Die Vögel nutzen diese Sitzplätze sehr gerne um die z.B. erbeuteten Sonnenblumenkerne mit ihren Schnäbeln aufzubrechen, so dass sich dort auch natürliche Bilder erstellen lassen ohne das man den Futterplatz erkennt. Ein großer Baumstumpf ist zum Beispiel eine ideale Bühne für Fotoaufnahmen.
Tarnung ist meist Pflicht!
Wenn der Futterplatz nicht an einem Ort errichtet wird wo die Vögel an Menschen gewohnt sind, sollte der Fotograf natürlich halbwegs getarnt sein. Oft reicht schon ein einfaches Stück Tarnstoff was über die Kamera/ das Objektiv gelegt wird und den Fotografen einigermaßen verdeckt.
Eine Alternative ist den Futterplatz an einem Parkplatz anzulegen. Hier sind die Bewohner an parkende Autos gewöhnt und man kann ganz bequem aus dem Auto heraus fotografieren. Oft muss dazu nicht mal das Seitenfenster mit Tarnstoff abgehängt werden.
Welcher Abstand zum Futterplatz ist zu empfehlen?
Das hängt natürlich ein wenig von der Brennweite ab. Ich bin zum Beispiel mit 600 mm Brennweite 2-4 Meter entfernt. Damit lassen sich auch kleinere Vögel noch einigermaßen formatfüllend abbilden. Bei dieser geringen Entfernung ist Stille natürlich oberstes Gebot. Das Klacken der Kamera macht den Vögeln meiner Erfahrung nach nur wenig aus, aber einmal räuspern und sie sind alle weg.
Welches Futter sollte zum Einsatz kommen?
Grundsätzlich sollte man auf das oft minderwertige Futter aus dem Super- oder Baumarkt verzichten. Es gibt zum Beispiel bei Ebay viele Anbieter die hochwertige Futtermischungen anbieten. Ich kaufe immer 25 kg Säcke für um die 30 Euro. Die Bestandteile sind unterschiedlich, die am besten angenommene Mischung enthält bei mir Sonnenblumenkerne (mit Schale), Hirse, Hafer und einem kleinen Anteil von Weizen.
Für Spechte, Eichelhäher, Krähen und Elstern sind Erdnüsse mit Schale zu empfehlen. Die lieben sie.
Sauberkeit am Futterplatz
Damit die Vögel nicht durch schimmelndes Futter krank werden ist immer auf Sauberkeit zu achten. Falls noch Futter vom Vortag liegen sollte, ist die Futtermischung zu überdenken. Reste vom alten Futter fege ich immer zur Seite und nehme es im Beutel mit um es dann zu Hause zu entsorgen. Wenn die Futtermischung erstmal passt, bleibt in der Regel nicht ein Korn übrig. Natürlich sollte man die Menge entsprechend dosieren und das Futter nicht eimerweise verstreuen.
Regelmäßiges Füttern
Auch wenn man mal keine Fotos macht, ist es sehr wichtig den Futterplatz trotzdem mit Futter zu bestücken. Zum einen verlassen sich einige Vogelarten auf die zusätzlichen Futtergaben und zum anderen hat so eine deutlich bessere Chance beim Ansitz ohne Wartezeiten loslegen zu können.
Meisenknödel & Co.
Auf Meisenknödel in Plastiknetzen sollte unbedingt verzichtet werden. Es kann vorkommen das sich ein Vogel in dem Kunststoffgeflecht verheddert und sich nicht mehr befreien kann. Oft gehen sie dann qualvoll zugrunde. Wer mit Meisenknödeln arbeiten möchte, sollte sich Meisenknödelhalter aus Metall bestellen. Diese sind günstig zu bekommen und es schmerzt nicht, falls mal einer abhanden kommt.
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Fotos am Meisenknödel, da der Aha Effekt beim Bildbetrachter ausbleibt, ganz nach dem Motto: Das sehe ich auch im Garten.
Das Fazit der Storie:
Ein Winterfutterplatz ist eine tolle Sache, um von unseren einheimischen Standvögeln formatfüllende Aufnahmen zu bekommen. Beachtet aber bitte meine Tipps und Regeln und Ihr werdet viel Freude an den Aufnahmen haben.
— Eingesetzte Technik
Technik und Entstehung
Benutzte Ausrüstung:
Kameras:
Canon RP, Canon M6 MK II, Canon 7D MK II, Canon 70D
Objektive:
Sigma 60-600 Sports, Canon 2,8/70-200 L IS, Canon 4,0/600 mm, Canon RF 800 mm
Einstellungen:
Blende 2,8 – 6,3, Zeiten von 1/200s – 1/2.000s,
ISO 400 – 3.200
Zubehör:
teilweise Tarnzelt, Stativ
— Weitere Themengebiete
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