Naturfotografie im Januar und Februar

Auch zur kalten Jahreszeit lassen sich viele Motive in der Natur finden, die es sich lohnt auf den Sensor zu bannen.

Motive finden im

Januar und Februar

Motive im Winter entdecken: Ein Guide für Naturfotografen

Viele Naturfotografen fragen sich: „Wo findet man im Winter interessante Motive?“ Um diese Frage zu beantworten, haben wir über 100.000 unserer Bilder aus den letzten Jahren nach ihrem Aufnahmedatum sortiert und zeigen euch, welche Motive zwischen Ende Dezember und Ende Februar entstanden sind.

Oft wird behauptet, der Winter biete nur wenig Inspiration für Naturfotografie. Doch diese Annahme basiert vermutlich eher darauf, dass viele bei schlechtem Wetter oder niedrigen Temperaturen weniger vor die Tür gehen. Dabei gibt es selbst in den kalten Monaten viel zu entdecken – und das nicht nur, wenn Schnee und Sonne die Landschaft verzaubern.

 

Tipp 1: Vogelfotografie am Futterplatz

Ein besonders lohnendes Wintermotiv ist die Vogelfotografie am Futterplatz. Etwa 50 % unserer Winterbilder zeigen Vögel – und das liegt vor allem an unseren angelegten Futterstellen. Im Winter sind diese Plätze deutlich belebter als im Sommer.

Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt einen eigenen Futterplatz einrichten, sei es im Garten oder in der freien Natur. Wichtig ist, den Platz regelmäßig mit Futter zu versorgen, damit sich die Vögel an ihn gewöhnen. Wie genau ihr das macht und was ihr beachten solltet, erklären wir in einem separaten Beitrag.

Gerade im Winter, wenn das natürliche Nahrungsangebot knapp ist, habt ihr die Chance, auch scheuere oder seltenere Vogelarten vor die Kamera zu bekommen. Die Tiere sind hungrig und lassen sich oft aus geringer Distanz beobachten.

Die Artenvielfalt variiert je nach Standort des Futterplatzes. An einem unserer Plätze in der Nähe des Steinhuder Meers hatten wir einmal einen außergewöhnlichen Gast: eine Teichralle. Sie machte es sich direkt am Futterplatz gemütlich – ein ungewöhnliches Verhalten, das wir in sechs Jahren zuvor nie beobachtet hatten. Mit einer langen Brennweite, die eigentlich für kleine Singvögel gedacht war, konnten wir dieses besondere Motiv gerade noch einfangen.

Auch in städtischen Gärten lohnt es sich, ein Futterhaus aufzustellen. Dort besuchen euch vielleicht „nur“ die üblichen Verdächtigen wie Meisen, Amseln, Sperlinge und Rotkehlchen – aber auch diese Arten sind wunderschöne Fotomotive.

In unserem Naturgarten haben wir durch die ganzjährige Fütterung mittlerweile ein regelrechtes „Full House“. Im Laufe der Jahre hat sich die Artenvielfalt stetig erhöht, und inzwischen kommen sogar seltene Besucher wie Kernbeißer und Goldhähnchen an unsere Futterstellen.

Doch nicht nur Singvögel lassen sich am Futterplatz beobachten – auch ihre Feinde wie der Sperber suchen diese Orte auf. Ein unvergessliches Erlebnis hatten wir im Januar 2016: Während eines heftigen Schneefalls wollte ich eigentlich nur ein paar Aufnahmen von Vögeln im Schnee machen. Plötzlich bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung – und im nächsten Moment hatte ein Sperber eine Amsel geschlagen.

Der Raubvogel ließ sich durch meine Anwesenheit nicht stören und begann nur sieben Meter vor mir, die Beute zu verzehren. Trotz des dichten Schneefalls gelang es mir, einige beeindruckende Bilder und Videos aufzunehmen. Diese Szene zählt bis heute zu meinen absoluten Highlights aus 30 Jahren Naturfotografie.

 

Tipp 2: Wintergäste aus dem hohen Norden

Während es in Skandinavien im Winter oft bitterkalt wird, zieht es viele Vogelarten in mildere Regionen wie den Norden Deutschlands. Besonders an den Küsten, aber auch in Feuchtgebieten wie dem Steinhuder Meer, bieten sich fantastische Gelegenheiten, diese Wintergäste zu fotografieren.

In unserem Fotorevier am Steinhuder Meer lassen sich von Dezember bis Februar regelmäßig beeindruckende Vogelarten beobachten. Zu den Highlights gehören große Ansammlungen von Gänsen und Zwergsägern. Besonders zahlreich sind Wacholderdrosseln sowie Erlen- und Birkenzeisige, die sich in dieser Zeit rund um das Steinhuder Meer tummeln.

Eine besonders spannende Vogelart ist der Gänsesäger. Diese scheuen Fischejäger kann man bei Westwind an der Promenade in Steinhude gut beobachten, wenn sie nah ans Ufer kommen. Mit einem 600-mm-Objektiv sind formatfüllende Aufnahmen bereits problemlos möglich. Wer sich ruhig verhält und eine geschützte Ecke wählt, hat sogar die Chance, die Tiere aus wenigen Metern Entfernung zu fotografieren. Die Porträts sind beeindruckend – vor allem, wenn man die markanten Hornzähne im Schnabel erkennt, die kein Fisch entkommen lassen.

Doch nicht nur Zugvögel aus dem Norden, sondern auch heimische Arten wie Kormorane, Reiher, Möwen und Haubentaucher sind im Winter dank ihrer Nähe zum Ufer leichter zu fotografieren. Ein besonderes Highlight: Manche Stockenten jagen im Winter erfolgreich Fische, und eine Moorente wurde sogar dabei beobachtet, wie sie Frösche fing – ungewöhnliche Szenen, die es sich zu dokumentieren lohnt.

Die Beobachtungsplattformen rund um das Steinhuder Meer sind ideale Orte, um weitere Arten zu entdecken. Geduld zahlt sich aus: Wer sich einfach mal eine halbe Stunde Zeit nimmt und die Umgebung aufmerksam beobachtet, wird oft mit unerwarteten Motiven belohnt.

Ein weiterer Vorteil der Wintermonate: Die tief stehende Sonne sorgt selbst mittags für sanftes Licht, das ideal für Naturfotografie ist. Falls sie sich hinter den Wolken versteckt, entstehen oft stimmungsvolle, diffuse Lichtverhältnisse, die den Aufnahmen eine besondere Atmosphäre verleihen.

 

Tipp 3: Fotografieren im Winterwald

Ein winterlicher Wald bietet selbst ohne Schnee eine Fülle von Motiven. Wer die Augen offen hält, kann auch in der kalten Jahreszeit faszinierende Details entdecken. Besonders Pilze sind im Winter ein beliebtes Fotomotiv – sie lassen sich in Ruhe inszenieren, da sie nicht weglaufen, und bieten unendlich viele kreative Möglichkeiten.

Mit etwas Geduld lassen sich spannende Perspektiven und Bildausschnitte finden. Wer ein Makroobjektiv besitzt, sollte besonders genau hinschauen, denn viele der kleineren Pilzarten fallen im Vorbeigehen kaum auf. Ein Tipp: Sucht euch eine vermeintlich interessante Stelle, packt einen Hocker oder ein kleines Sitzkissen aus und verweilt dort ein paar Minuten. Oft entdeckt man so Motive, die man auf den ersten Blick übersehen hätte.

Im blätterlosen Winterwald ist das Licht heller als im Sommer, aber dennoch sollte ein Stativ immer dabei sein. Besonders praktisch sind Modelle mit umkehrbarer Mittelsäule, sodass die Kamera nah am Boden genutzt werden kann. Alternativ sind ein Bohnensack oder ein Ministativ gute Hilfsmittel, um die Kamera stabil zu positionieren.

Bei Pilzfotos lohnt es sich, die Kamera möglichst tief zu platzieren, um die Pilze aus ihrer eigenen Perspektive aufzunehmen. Ein Weitwinkelobjektiv mit guter Naheinstellgrenze, wie das Canon RF 35 mm f/1.8 Makro oder das Sigma Art 20 mm f/1.4, kann hier für außergewöhnliche Kompositionen sorgen. Probiert, die Umgebung in das Bild einzubeziehen, um eine Verbindung zwischen dem Motiv und seinem natürlichen Lebensraum herzustellen.

Neben Pilzen bietet der Winterwald viele weitere Motive: knorrige alte Bäume, faszinierende Details von Rinden und Stämmen oder die letzten Blätter an einem Ast, überzogen von zartem Raureif im Gegenlicht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

Tipp 4: Motive an Straßen, auf Wiesen und Feldern

Auch entlang von Straßen, auf Feldern und Wiesen gibt es im Winter viel zu entdecken – vor allem Greifvögel wie Bussarde. Die kahlen Landschaften machen es leicht, diese majestätischen Jäger schon von weitem zu erspähen.

Ein häufiger Fehler ist jedoch, mit dem Auto direkt auf einen Bussard zuzufahren. In den meisten Fällen fliegen die Tiere weg, sobald man das Fahrzeug anhält. Effektiver ist es, sich eine Stelle zu suchen, an der regelmäßig ein Bussard zu sehen ist, und dort geduldig zu warten.

Manchmal hat man aber einfach Glück. So erging es mir vor einigen Jahren, als ich einen Bussard bei der Jagd beobachtete. Beim Vorbeifahren entdeckte ich ihn auf einem Feld und suchte hektisch nach einer Möglichkeit, anzuhalten. Der einzige Parkplatz war der eines Baumarktes, etwa 100 Meter entfernt. Trotzdem entschied ich mich zu warten – und wurde belohnt. Der Bussard stürzte sich plötzlich nur 15 Meter vor mir auf eine Maus. Es ging so schnell, dass eine Flügelspitze auf meinen Fotos angeschnitten war. Kurz darauf versuchte ein anderer Bussard, die Beute zu stehlen. Obwohl ich diese spektakuläre Szene nicht perfekt einfangen konnte, bleibt die Erinnerung unvergesslich. Manchmal zählt eben nicht nur das perfekte Bild, sondern das Erlebte.

Ein weiteres Highlight war eine Begegnung mit einem Fuchs im Calenberger Bergland. Ich entdeckte ihn am Straßenrand und konnte, dank einer kaum befahrenen Landstraße, kurz anhalten und das Fenster herunterlassen. Das erste Foto entstand aus dem Auto. Doch der Fuchs zog weiter, und ich nutzte die Gelegenheit, seinen Weg vorauszuahnen. Ein paar hundert Meter weiter parkte ich an einem Feldweg und wartete. Nach wenigen Minuten tauchte der Fuchs hinter einem Hügel auf. Er hielt inne und starrte mich etwa 30 Sekunden lang an – Zeit genug, um einige wunderbare Aufnahmen zu machen. Schließlich überquerte er die Straße in Richtung Wald, was mir noch weitere Bilder ermöglichte. Die Szene war perfekt: das Licht, der Hintergrund, das Motiv.

Nicht nur Greifvögel und Füchse sind spannende Motive. Ab Mitte oder Ende Februar können in wärmeren Wintern auch die ersten Weißstörche zurückkehren. Ich weiß aus Erfahrung, dass sie meist auf überschwemmten Wiesen in der Nähe von Bächen nach Nahrung suchen. So war ich am 25. Februar 2021 auf dem Rückweg vom Steinhuder Meer und machte noch einen Abstecher zu einer bekannten Stelle. Dort hatte ich Glück: Ein Storchenpaar war zurück und suchte im Gegenlicht der tief stehenden Sonne nach Regenwürmern und Mäusen. Die Bedingungen waren ideal, und ich konnte viele beeindruckende Fotos und Videos aufnehmen – Material, das ich bis heute vielfach verwende und erfolgreich verkaufe.

Mein Tipp: Haltet während der Autofahrt immer die Augen offen – natürlich ohne die Verkehrssicherheit zu gefährden. Oft entdeckt man am Straßenrand oder in der Ferne spannende Motive, die nur darauf warten, festgehalten zu werden. Es lohnt sich, den Blick schweifen zu lassen und aufmerksam zu bleiben. Wer weiß, welche Begegnungen euch erwarten?

 

Tipp 5: Üben und Technik verstehen

Manchmal macht das Wetter oder die Kälte einen Strich durch die Rechnung, und der Weg in die Natur bleibt aus. Doch das bedeutet nicht, dass ihr auf Fotografie verzichten müsst! Nutzt die Zeit in den eigenen vier Wänden, um eure Fähigkeiten zu verbessern und eure Kamera besser kennenzulernen.

Sucht euch ein spannendes Motiv, das ihr drinnen realisieren könnt:

  • Probiert euch an einem Fokusstacking mit kleinen Objekten.
  • Fotografiert ein abbrennendes Streichholz für faszinierende Lichteffekte.
  • Stellt ein kreatives Setting mit Spielzeug oder Alltagsgegenständen nach.

Eine gute Inspiration liefert Social Media. Findet spannende Motive und versucht, sie nachzustellen. Wenn euch das problemlos gelingt, könnt ihr sicher sein, dass ihr eure Technik schon sehr gut beherrscht. Wenn nicht, ist das die perfekte Gelegenheit, zu üben und dazuzulernen. Versucht herauszufinden, wie bestimmte Bilder entstanden sein könnten, und experimentiert mit eurer Kamera, bis ihr ein ähnliches Ergebnis erzielt.

Zusätzlich bieten YouTube-Tutorials eine tolle Möglichkeit, Neues zu lernen. Erstellt euch eine Playlist mit Themen, die euch interessieren, und arbeitet sie nach und nach durch.

Der Kernpunkt dabei ist: Wer seine Kamera beherrscht, wird auch draußen in hektischen Situationen, wie bei der Beobachtung eines Vogels oder einer überraschenden Szene, schnell und sicher reagieren können. Wenn ihr erst überlegen müsst, welche Einstellungen ihr vornehmen solltet, ist das Motiv oft schon verschwunden.

Mein Rat: Spielt mit eurer Kamera! Testet verschiedene Einstellungen, probiert neue Techniken aus. Dabei ist es nicht entscheidend, dass die Bilder perfekt aussehen. Wichtig ist, dass ihr versteht, warum sie so aussehen, wie sie es tun – ob gut oder schlecht. Nur so lernt ihr wirklich dazu.

Fazit:

Selbst wenn ihr in den Wintermonaten weniger Zeit draußen verbringt, könnt ihr diese Phase optimal nutzen, um eure Fähigkeiten zu schärfen. Das lohnt sich besonders, da die Hauptsaison für die Naturfotografie bald beginnt. Schon in wenigen Wochen erwarten uns ein Blütenmeer aus Frühblühern wie Buschwindröschen, die ersten Insekten und die Laichzeit der Frösche und Kröten. Die Motive werden schier unendlich sein!

 

YouTube Video zum Thema

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