Kranichzug an der Ostsee

Jedes Kahr im Herbst versammeln sich Zehntausende Kraniche an der Ostsee. Zeit für Fotos.

Kraniche an der Ostsee beobachten und fotografieren

Auch in diesem Beitrag nehmen nehmen wir euch wieder mit auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Heute geht es um den Vogelzug im Herbst, bei dem ihr unter anderem auch Zehntausende Kraniche auf der Durchreise beobachten und fotografieren könnt. Auch viele andere Arten findet ihr zu dieser Zeit an diesem wunderschönen Ort.

Diesmal sind wir in der Boddenlandschaft rund um Zingst und in den Feldern südwestlich von Barth unterwegs, denn es geht um Kraniche. Ja nach Witterung ist die beste Zeit um den Kranichzug zu beobachten von Ende September bis ca. Mitte Oktober. Wir sind meist Anfang Oktober vor Ort, um sowohl die Hirschbrunft, als auch den Kranichzug fotografieren zu können.

Südlich des Zingster Hafens liegt die Insel Großer Kirr. Das Gebiet rund um die Insel in den Bodden ist ein beliebter Schlafplatz der Kraniche. Jeden Morgen und Abend kann man hier den Ab- bzw. Anflug von Tausenden Kranichen beobachten. Ich persönlich bevorzuge den Abend, da man je nach Standort die Vögel dann vor der untergehenden Sonne fotografieren kann.

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Kraniche zu beobachten.

Entweder könnt ihr den Einflug recht gut vom Zingster Hafen aus sehen oder ihr nutzt den Vogelbeobachtungsturm Süd-West bzw. die Aussichtsplattform auf die Kirr. Grundsätzlich fliegen die Kraniche in der Regel von Süd-West her ein um dann auf der Insel Großer Kirr und in der Umgebung vor dem Zingster Hafen zu übernachten. Die Gegend rund um die Meinigenbrücke ist ebenfalls einen Besuch wert, allerdings gibt es dort kaum Parkplätze und wer zu spät kommt hat Pech gehabt. Parkt nicht an der Straße, zum einen behindert das den Verkehr und nicht selten gibt es Ärger mit der Polizei. Im Herbst solltet ihr bereits gegen 17 Uhr dort sein um noch einen Parkplatz zu bekommen, allerdings müsst ihr dann noch etwa 2 Stunden warten bis das Spektakel beginnt.

Wenn ihr erst einmal einen guten Platz gefunden habt und das Wetter auch noch mitspielt, fliegen die Kraniche in mehreren Wellen ab 18 Uhr ein. Manchmal sind es nur ein paar Dutzend Tiere, andere Schwärme bestehen aus Hunderten Vögeln. Der Höhepunkt ist meist gegen 19 Uhr kurz vor Sonnenuntergang. Wenn ihr mit dem Wetter Glück habt und zum Sonnenuntergang noch ein paar Wolken am Himmel sind, könnt ihr die Kranich Schwärme vor einem spektakulären Sonnenuntergang fotografieren. In den letzten 10 Jahren kam das allerdings bei unseren Besuchen nur zweimal vor. In anderen Jahren gab es dann einen schönen Sonnenuntergang, aber kaum Kraniche oder viel Kraniche und schlechtes Wetter.

Von daher seid nicht enttäuscht, wenn es bei euren ersten Versuchen nicht klappt. So ist halt die Naturfotografie, man kann zwar planen, aber nicht immer machen die Motive und das Wetter mit.

Hier noch ein paar Tipps zur Kranichfotografie am Abend:
Ich kann nur jedem empfehlen ein Stativ dabei zu haben. Bei einer Wartezeit von bis zu 3 Stunden kann eine Kamera mit größerem Teleobjektiv ganz schön schwer werden. Wenn die Kraniche allerdings über einen hinweg fliegen, ist ein Stativ eher hinderlich, da man manchmal senkrecht nach oben fotografiert. Da müsste man sich mit Stativ ganz schön verrenken.

Ich nutze einen Gimbal. Auf dem man die Kamera mit Objektiv perfekt austarieren kann und die Kombi dann quasi schwebt. So seid ihr schnell und könnt auf Motivwechsel schnell reagieren oder dem Schwarm durch den Sucher ganz bequem folgen. Es muss nicht unbedingt ein teurer Gimbal sein, der Carbon Gimbal von Neewer, den wir oft nutzen, kostet unter 200 Euro, der aus Aluminium um die 100 €. Den Link findet ihr in den Kommentaren.

Idealerweise habt ihr eine Kamera mit Motiverkennung, entweder einfach nur Tiererkennung oder auch mit Tieraugenerkennung. Wobei die Canon R7 bei eingeschalteter Tieraugenerkennung gerne mal zwischen den einzelnen Tieren hin und her springt und besonders bei Offenblende nicht immer der vorderste Kranich scharf ist. Probiert einfach mal aus, welche Einstellung für euch optimal ist.

Den Autofokus solltet ihr auf kontinuierlich stellen, je nach Hersteller auch Servo AF oder AF-C genannt. Nur dann stellt die Kamera bei näherkommenden Motiven weiterhin scharf.

Da die meisten Schwärme erst kurz vor Sonnenuntergang eintreffen und solltet ihr eine Verschlusszeit von mindestens 1/500s, besser 1/1.000s oder schneller einstellen, um scharfe Aufnahmen zu erhalten. Je nach Blende ergeben sich daraus relativ hohe ISO-Werten von ca. ISO 3.200. Längere Verschlusszeiten Zeiten machen kaum Sinn, es sei denn ihr wollt bewusst unscharfe Mitzieher Bilder machen.

Wenn ihr gegen die untergehende Sonne fotografiert oder die Sonne bzw. die Wolken bewusst mit ins Bild einbauen wollt, achtet auf eine Belichtungskorrektur von ca. + 1 Blende. Sonst werden die Bilder sehr dunkel. Je nach Motiv kann auch nur die Silhouette der Kraniche ein Bild wert sein. Ihr habt genügend Zeit um ein wenig mit den Zeiten und Korrekturen zu spielen.

Während ihr auf den nächsten Schwarm Kraniche wartet, achtet auf andere Motive um euch herum. Zum Abend fliegen nicht nur Kraniche ein, in manchen Jahren seht ihr auch Tausende Stare die in großen Schwärmen den Himmel verdunkeln. Kiebitze in größeren Trupps sieht man eher selten, kommt aber auch mal vor. Ansonsten sind viele Wasservogelarten ein lohnenswertes Motiv. Grau- und Silberreiher sind immer vor Ort, auch Höckerschwäne in großen Mengen seht ihr auf dem Wasser. Singschwäne sind selten, aber auch zu beobachten. Rohrweihen, Seeadler und andere Greifvögel fliegen ebenfalls häufig über das Gebiet.

Besonders zum Sonnenuntergang, wenn das Wasser der Bodden in Orange getaucht ist, lohnen sich Aufnahmen von Wasservögeln. Ihr seht, auch hier wird es nicht langweilig.

Die zweite Möglichkeit Kraniche zu fotografieren ist tagsüber auf den abgeernteten Maisfeldern. Dazu fahrt ihr von Zingst aus in Richtung Barth und biegt vorher in Richtung Fuhlendorf ab. Ab hier lohnt es sich die Felder abzusuchen. Die Kraniche sind jedes Jahr an anderen Stellen zu sehen, je nachdem wo es Maisfelder gibt. Optimal ist der Zeitpunkt kurz nach der Maisernte, denn dann suchen größere Schwärme die Felder nach Resten ab. Je nach Witterung erfolgt die Ernte ab Anfang bis Mitte Oktober. Bleibt nicht nur auf der Hauptstraße, sondern nutzt Nebenstrecken, denn sonst könnt ihr schlecht anhalten um Fotos zu machen. Steigt nicht aus dem Auto aus, sonst fliegen die Kraniche in der Regel davon. Aus dem Auto zu fotografieren ist bequem und man den Kranichen stundenlang zuschauen. Falls sie wegfliegen, schaut einfach weiter. Auf einem der nächsten Felder werdet ihr sie wiedersehen.

In unserer Zeitschrift „Naturfotografie an Gewässern“ findet ihr im Kapitel „Das Umland von Gewässern“ einen Artikel über den Kranich Zug und noch einiges mehr. Auch die anderen 126 Seiten sind voll mit interessanten Themen, vom Teich, bis zum Meer. Schaut in unserem Shop vorbei. Den Link findet ihr in der Beschreibung.

Noch ein Tipp zur Fotografie:
Die Kraniche können auch weiter hinten auf den Feldern stehen, von daher sind 600 mm meist ein Minimum an Brennweite, Besser sind 800 mm oder mehr. An sonnigen Tagen kommt es zu durch die aufsteigende Luft am Boden zu Luftflimmern, was sich besonders mit langen Brennweiten und weit entfernten Motiven bemerkbar macht. An solchen Tagen macht es keinen Sinn auf den Feldern zu fotografieren, denn die meisten Bilder werden unscharf sein. Ich bin gerne an regnerischen, bewölkten Tagen unterwegs. Da man aus dem Auto fotografiert, bleibt man halbwegs trocken.

Apropos Auto: Noch ein paar wichtige Hinweise. Zum einen ist es selbstverständlich das ihr den Motor abstellt und euch ruhig verhaltet. Kraniche sind sehr scheu und bei Störung fliegt der komplette Schwarm auf. Parkt so am Straßenrand das ihr keine anderen Autofahrer behindert. Oft gibt es kleine Einbuchtungen an den Straßen. Und noch ein Hinweis für die Fotografie: Falls ihr die Heizung im Auto anhattet, macht beide Fenster auf, damit die Wärme entweichen kann. Denn die warme Luft die am Fenster aufsteigt erzeugt auch ein Flimmern und ihr wundert euch später warum so viele Aufnahmen unscharf sind.

Dafür das ihr Kraniche auf den Feldern antrefft, gibt es keine Garantie. In den letzten 10 Jahren hatten wir 6-mal Glück und 4-mal haben wir nur vereinzelt ein paar Eltern mit ihren Jungtieren gesehen. So ist das halt in der Naturfotografie.

Auf den Feldern seht ihr übrigens nicht nur Kraniche, auch die Stare sind auf der Suche nach Nahrung. In einem Jahr waren so viele Stare auf den Feldern, dass es fast unmöglich war die Kraniche zu fotografieren, so dicht waren die Schwärme. Ein wunderschönes Erlebnis im jahr 2019.

Ansonsten findet ihr dort noch Nebel- und Rabenkrähen, Bussarde und mit Glück läuft einem auch mal ein Fuchs über den Weg.
Haltet die Augen offen und ihr werdet auch Motive finden, denn daran mangelt es dort bestimmt nicht.

 

Fischland-Darß-Zingst

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Zingst Bodden

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